Erster Test: Neuer Opel Commodore

Preiswerter 6-Zylinder

Das teuerste Commodore-Modell für 19134 Mark: Berlina-Viertürer mit S-Paket (Leichtmetallräder)


Im Opel-Programm gab es im Vergleich zu Ford noch eine Lücke: bei den Sechszylindern unter 20000 Mark. Der neue Commodore schließt sie.


Opel benötigte volle 15 Monate für ein Gegen-stück zum erfolgreichen Ford Granada 2.3. Im Juni 1977 wurden die letzten Commodore der B-Serie gebaut. Aber erst seit 13. Oktober 1978 stehen die neuen Commodore der C-Serie bei den deutschen Opel-Händlern. Der Grund ist bekannt: Die Strategen in Rüsselsheim, mit Marketing-Leiter Arno Scheskat an der Spitze, zogen ab Mai 1978 den Senator/Monza vor.


Opel kommt also spät in den Markt der preis-werten Sechszylinder zurück - zu spät? Es gibt, zumindest vorläufig, nur den 2.5 S-Motor mit 85 kW (115 PS). Trotzdem sind es vier Modelle: zwei- und viertürige Limousine, jeweils mit Normal- und Berlina-Ausstattung. Aber der einfache Commodore wurde nicht unnötig abgemagert; er entspricht dem Rekord L.

 

Dies muß auch bei Preis-vergleichen zwischen Vier- und Sechszylinder berücksichtigt werden. Hier nur die viertürigen Limousinen:

 

Rekord 2.0 S/L      16 160,-

Rekord 2.0 E/L      17 618,-  Commodore          17 200,- Granada 2.3 L         16 946,-

 

Der Commodore ist also 1040 Mark teurer als der Rekord 2.0 S (74 kW-/100 PS-Vergaser),

aber 418 Mark billiger als der Rekord 2.0 E (81 kW-/110 PS-Einspritzer). Gegen-über dem Granada beträgt der Preisaufschlag 254 Mark, was die Opel-Preismacher mit dem Hubraum-Unterschied von 2,3 zu 2,5 Liter begründen.

 

Commodore und Rekord 2.0E sind nach den Papierwerten praktisch gleich schnell; der Sechs-zylinder beschleunigt aus dem Stand um 1,8 Sekunden schneller auf 100 km/h und zieht bis 140 km/h sogar um 7,5 Sekunden davon.

 

Aber hier spielen nicht nur die Meßwerte eine Rolle. Was der Rekord 2.0E nur mit hörbarer Anstrengung schafft, erreicht der Commodore viel sanfter und vor allem leiser. Das zeigt sich schon im Stadt- und Vorortver-kehr, mehr noch auf Bundesstraßen und natürlich auf der Auto-bahn. Dort gehört der Commodore zu den schnellen Langläufern, in denen auch mit 160 km/h noch Radiohören auf halber Lautstärke möglich ist.

 

Im Vergleich zum Commodore Special der alten B-Serie ist der Neu-ling trotz nominell glei-cher Leistung etwas tem-peramentvoller. Dies hat zwei technische Gründe. Der neue Registerverga-ser spricht rasch auf Be-wegungen des Gaspedals an. Die Hinterachse wurde auf bessere Zug-kraft übersetzt (3,7 statt 3,45).

Opel Commodore:
Preise • Ausstattung • Extras • Kosten
Richtpreise ab Werk Rüsselsheim
Limousine zweitürig/vlertürig             16 765/17 200 DM
Berlina zweitürig/viertürig                     17 415/17 850 DM

• Außen: Chromstoßstangen mit Gummileisten, Seltenschutzleisten, Frontscheibe Verbundglas, heizbare Heckscheibe, H4-Licht,

2 Rückfahrleuchten, Zweitürer: hintere Ausstellfenster. Zusätzlich bei Berlina: Von innen einstellbarer Außen-spiegei, Radzierringe. Zusätzlich bei S-Ausstattung: Leichtmetallräder, mattschwarze Heckblende, seitliche Zierstreifen.
• Innen: Zweispeichen-Lenkrad mit Hupknopf, Tacho bis 220 km/h, Tageskilometerzähler, Anzeigen für Kühlwasser-Tempe-ratur und Tankinhalt; dreistufiger Scheibenwischer mit Inter-vallschaltung, elektrischer Scheibenwascher, vierstufiges Gebläse, 4 Luftdüsen im Armaturenbrett; Automatikgurte und Kopfstützen vorn, Be-leuchtung für Motor- und Gepäckraum; Bodenteppich, Mittelarm-stütze hinten. Zusätzlich bei Berlina: Höhenverstellung Fahrersitz, Ab-lagekasten an rechter Vorder-tür, Schloß für Handschuhkasten, Vierspeichen-Lenkrad mit Huptasten, Sitzbezüge und Bodentep-pich aus Velours. Zusätz-lich bei S-Ausstattung: Drehzahlmesser bis 7000/min , Vierspeichen-Lenkrad mit Hupknopf, Öldruck- und Batterie-Ladeanzeige (Voltmeter).

Sicherheitsextras
Rücksitz-Automatikgurte 167 (mit Beckengurt 205) DM, Kopf-stützen hinten 155 DM, Scheinwerferwisch/waschaniage 280 DM, H3-Nebeileuchten und Nebelschlußieuchte 255 DM, Außenspiegel rechts 22 (von innen einstellbar) 125 DM.
Wichtige Extras
Servolenkung 990 DM, Automatik 1430 DM, elektrische Türver-riegelung (2t/4t) 292/375 DM, Stahlkurbel- und -hebedach 765 DM, 70er Reifen 230 DM, Niveauregulierung 118 DM, Batterie mit 55/66 Ah 38/80 DM, Generator mit 1050 Watt 95 DM, Hin-terfedern für Anhängerbetrieb 42 DM, Höhenverstellung Bei-fahrersitz 100 DM, Geschwindigkeitsregler 460 DM, Signal-lackierung 120 DM, S-Paket mit Leichtmetailrädern 1435 (Berlina 1284) DM.
Luxus-Extras
Metallic-Lack 280 DM, Klimaanlage (ab März 1979) 2295 DM, Höhenversteilung Lenkrad 260 DM, getönte Scheiben 285 DM, ei. Fensterheber (2t/4t) 525/970 DM, beheizter Fahrersitz 140 DM, el. Schiebe- und -hebedach 1120 DM, Leichtmetallräder 815 (Berlina 722) DM, elektromagn. Gepäckraumschloß 93 DM.
Kosten
Steuer                                                                                360,- DM
Haftpflicht (Basis 100%, Tarifgebiet R 5)           932,- DM
Wertverlust jährlich                                                 2750,- DM
Feste Jahreskosten mit Wertverlust                 4560,- DM
Laufende Kosten pro 100 Kilometer                   23,70 DM

Monatliche Kosten ohne/mit Wertverlust

bei 15 000 Jahreskilometern              447,- DM/676,- DM

Kosten pro Kilometer ohne/mit Wertverlust:

bei 15 000 Jahreskilometern                        35,8 Pf/54,1 Pf



Dies führt zwar zu etwas höheren Drehzahlen - im vierten Gang zum Beispiel bei 140 km/h rund 400/ min mehr -, aber nach den mot Testerfahrungen nicht zu höherem Verbrauch.

 

Über 2500 Kilometer schluckte der neue Commodore im Mittel 14,6 Liter, natürlich Super. Das sind jeweils 0,7 Liter mehr als beim Rekord 2.0 S/E und auf den Zehntel-liter genau der gleiche Durchschnitt wie beim Ford Granada 2.3 (mit 79 kW/108 PS). Es ist also auch in den Betriebs-kosten etwas teurer, einen Sechszylinder zu fahren — aber auch viel ange-nehmer.  Das gilt jedoch nur mit Servolenkung für 990 Mark Aufpreis. Während der Rekord gerade noch ohne Lenk-hilfe auskommt, müßte sie beim Commodore unbedingt serienmäßig sein. Alle Wagen der ersten Serie haben sie - im Werk ist dieser Minuspunkt also wohl-bekannt. Einsichtige Händler werden den Wagen ohnehin nur mit den wichtigsten der vielen Extras vordisponieren. Der schwere Sechs-zylinder im Bug mit einem Plus von genau 100 Kilogramm zum Rekord 2.0 verändert die Achs-lasten. Der Commodore ist etwas kopflastiger. Das hat Vor- und Nachteile. Der schwere Bug sorgt für unbeirrbar guten Geradeauslauf; selbst böiger Seitenwind beutelt ihn deutlich weniger als den Rekord. Andererseits drehen die Hinterräder schon auf nassen Pflasterstraßen leicht durch; im Winter braucht der Commodore unbe-dingt Ballast im Heck.

 

Wer vom Rekord umsteigt, wird mit den Commodore-Fahrleistun-gen wohl zufrieden sein; wer aus dem älteren 2.8-Modell oder dem GS/E 

Längere Motorhaube wie beim Senator für sechs Zylinder

Das Commodore-Grund-modell hat keine Zierringe...

...und das Zweispeichen-Lenkrad des Rekord L.

 

 

 
Pluspunkte Minuspunkte

•  Für Leistung und Hub-

raum günstiger Preis

•  Kultivierter

Sechszylinder-Motor

•  Sehr guter Gerade-

auslauf

•  Gute Sitzposition

•  Günstige HUK-Klassen

•  Servolenkung nur für

990 Mark Aufpreis

•  Belüftung schwach
•  Spiegelungen in der

Frontscheibe

•  Hinterrad-Dämpfung

nur beim S-Fahrwerk

gut

umwechselt, muß ihn als lahm empfinden. Deshalb wird es ab Frühjahr/ Herbst 1979 wohl wieder einen stärkeren Commo-dore geben. Der 2.8-Motor mit 103 kW (140 PS) ist vorhanden, aber ein neuer 2.5 E mit etwa 95 kW (129 PS) wäre sinnvoller - und sparsamer.

 

Die starre Commodore-Hinterachse ist zwar exakt geführt, aber nur lasch ge-dämpft. Zum S-Paket gehören neben insgesamt strafferer Federabstim-mung auch Gasdruck-dämpfer hinten. Der Unterschied ist verblüf-fend: Während der normale Commodore auf welligen Straßen mit den Hinterrädern rasch - wenn auch harmlos - weghoppelt, ist das S-Modell viel gutmütiger. Noch einige Notizen aus dem Testbuch: Sonnen-blenden zu schmal, der nicht abgedeckte Bereich neben dem Innenspiegel ergibt Blendgefahr; mäßige Belüftung, auch mit Gebläse-Unterstütz-ung; schwarze Oberseite des Armaturenbretts spiegelt sich bei schrägstehender Sonne lästig stark - wurde das bei Commodore-Ver-suchsfahrten nicht bemerkt? Gerade im leisen Sechszylinder fiel einmal mehr die schlechte Qualität der von Opel ab Werk eingebauten Radios auf. Dazu kommt die Scheibenantenne, die - speziell auf UKW - nicht die Empfangsleistung einer normalen Stab-antenne bietet.

Engelbert Männer


Gesamturteil


Die Qualitäten des Commodore zeigen sich erst auf langen Strecken: ein leiser und nicht zu durstiger Reisewagen. Wer flotter fahren will, sollte unbedingt das S-Modell wählen.